Pressemitteilung: Menschen nehmen den Ausbau digitaler Infrastrukturen auf dem Wireless Community Weekend selbst in die Hand

Pressemitteilung Wireless Community Weekend – Berlin, 27.04.2015

Förderverein freie Netzwerke e.V.

Das Wireless Community Weekend (WCW) findet zum mittlerweile 11. Mal in der c-base in Berlin statt. Hier treffen sich viele Aktive aus den über 160 Freifunk-Communities aus ganz Deutschland und internationale Gäste.

Das WCW ist eine Gelegenheit, Freifunker aus ganz Deutschland, Softwareentwickler und Hardwarebastler kennenzulernen. Es gibt Vorträge, Workshops und durchgehend Hacksessions. Themenvorschläge sind immer willkommen. Das offizielle Programm wird von den Teilnehmern während der Veranstaltung erstellt. Die Veranstaltung ist offen für jeden und kostet keinen Eintritt. Es gehört zur Tradition, dass am Abend mit Blick auf die Spree gegrillt wird.

“Zu jedem WCW haben wir in den letzten Jahren große Themen angepackt und entscheidende Entwicklungen an nur einem Wochenende vorangetrieben” sagt Bastian Bittorf, Freifunker aus Weimar und beschreibt die enge Zusammenarbeit zwischen Freifunk und den Entwicklern von Freifunk-Software (OpenWRT), Netzwerkprotokollen und Hardware.

In diesem Jahr stehen Themen wie lokale Dienste, neue Technologien, Verschlüsselung oder Sicherheit im Fokus. Wir stellen ein gemeinsames Memorandum of Understanding vor. Natürlich gibt es auch Updates zu Rechtsfragen, politischen Entwicklungen (z.B. der WLAN-Störerhaftung) und Öffentlichkeitsarbeit. Darüber hinaus soll sich ein Beirat konstituieren, dass Unterstützung bei der Moderation der Freifunk Communities anbietet.

Freifunk ist im letzten Jahr auf über 12.000 Zugangspunkte gewachsen. Viele Communities haben sich in Städten und Gemeinden in ganz Deutschland gegründet. “Wir freuen uns auf viele neue Gesichter und sind gespannt auf die Ideen aller Teilnehmer und Teilnehmerinnen”, erklärt Christian Heise vom Förderverein freie Netzwerke e.V.. “Das WCW eignet sich auch wunderbar für Anfänger um Starthilfe zu bekommen”, so Heise weiter.

Für Teilnehmer gibt es eine Seite im Freifunk-Wiki, auf der sie sich selbst und ihre Themen und Vorschläge eintragen können. Am Tag vor dem Wireless Community Weekend findet der OpenTechSummit statt. Auch dort sind viele Freifunker vertreten. 

Informationen

Pressekontakt

Freifunk ist eine nicht-kommerzielle Initiative im deutschen Sprachraum mit Ursprung in Berlin. Sie widmet sich dem Aufbau und Betrieb selbstverwalteter lokaler Computer-Netzwerke als freies Funknetz. Ziele sind die Förderung lokaler Kommunikation, ein möglichst dezentraler Aufbau, Anonymität und Netzneutralität. Der Förderverein Freie Netzwerke e. V. wurde 2003 gegründet um freie Kommunikationsinfrastrukturen und das Projekt  freifunk.net ideell und finanziell zu unterstützen.

Erstes Treffen mit den Netzpolitikerinnen von #r2g

Am Dienstag, dem 14.4. trafen sich die Thüringer Freifunker im Bytespeicher in Erfurt. Zu Gast waren die Netzpolitikerinnen (kein Binnen-I notwendig) der Linken und der Grünen, MdL Katharina König (Die Linke) und Madeleine Henfling (Bündnis 90/Die Grünen) sowie die Referentin der Parlamentarischen Geschäftsführung der Grünen im Landtag, Sandra Reda. Die Freifunker kamen von den Communities aus Jena, Weimar und Erfurt.

Ziel unseres Treffens war das gegenseitige Kennenlernen und zu erörtern, wie aus dem Freistaat Thüringen ein Freifunkstaat werden kann und wo es Möglichkeiten seitens der Landesregierung gibt, uns zu unterstützen. Nach einer Vorstellungsrunde haben wir unseren Gästen in einer kurzen Präsentation Freifunk und den aktuellen Stand in Thüringen vorgestellt:

Zentraler Punkt war natürlich der Koalitionsvertrag, in dem steht

Die Koalition unterstützt bürgerschaftliches Engagement im Bereich des Netzzugangs. Freifunkinitiativen in Thüringen sollen stärker gefördert und beraten werden. Ebenso werden die Kommunen bei Einrichtung öffentlicher WLAN-Netze unterstützt. Zur Herstellung von Rechtssicherheit setzt sich die Koalition auf Bundesebene für die Abschaffung der Störerhaftung für die privaten und kommunalen Anbieter freier Netzzugänge ein, wobei das Auferlegen von Datensammlungspflichten vermieden werden muss. Die Koalition wird ein Modellprojekt zum „Kommunalen WLAN“ und „WLAN im ÖPNV“ einrichten.

Im Moment ist es leider noch so, dass nicht feststeht, welches Ministerium definitiv für uns zuständig sein wird. In den nächsten Wochen soll sich das aber klären. Wir stehen an der Stelle gern zur Verfügung, den Verantwortlichen Freifunk vorzustellen und die Idee näher zu bringen.

Bei der Frage nach der Art der Förderung waren wir uns einig, dass eine rein finanzielle Förderung zu wenig ist. Zugang zu landeseigenen Gebäuden, verbunden mit der Übernahme von Strom- und Installationskosten sind an dieser Stelle viel wertvoller. Als weiterer wichtiger Punkt wurde gesehen, unsere Idee weiter im Land zu verbreiten und uns hierbei zu unterstützen. Daneben freuen wir uns auch sehr gern über politische Statements, die uns in unserem Kampf gegen Störerhaftung und Vorratsdatenspeicherung (aka Höchstspeicherfrist) und für Netzneutralität unterstützen.

Als weiteres wichtiges Anliegen sehen wir die Versorgung von Flüchtlingsunterkünften mit Internetzugang an. Das Internet als Grundversorgung und öffentliche Daseinsfürsorge muss selbstverständlich werden.

Unser Treffen war sehr angenehm und wir hoffen, dass das der Auftakt für eine fruchtbare weitere Zusammenarbeit ist. Es wären tolle Voraussetzungen, um Freifunk in Thüringen weiter auszubauen und neue Communities in anderen Städten und Gemeinden ins Leben zu rufen. Im Juni wird es das nächste Treffen geben. Bis dahin hat man sich hoffentlich die Frage der Zuständigkeit geklärt.

VPN als Dienst im Weimarnetz

Im Weimarnetz wird VPN für zwei Zwecke genutzt: Die Verbindung von Meshwolken, die sich durch die Luft nicht sehen können und um die DSL-Betreiber aus dem Fokus der Abmahnanwälte zu nehmen. Sollte die Störerhaftung fallen, geht es nur noch um die Verbindung der Wolken untereinander. Jahrelang haben wir das gesamte Netz mit einem (zentralen) Server betrieben. Ergebnis langer Überlegungen ist ein dynamischeres, offeneres Konzept, das wir nun umzusetzen wollen.

Was möchten wir erreichen?

  • Jede_r soll einen Server im Netz bereitstellen können, ohne die Konfiguration anderer Server oder Router ändern zu müssen.
  • Server sollen dezentral und organisatorisch unabhängig voneinander arbeiten. Wir wollen nicht von Einzelnen abhängig sein.
  • Lastverteilung und Ausfallsicherheit über mehrere Server
  • die Bereitstellung eines VPN-Servers soll im besten Fall scriptbasiert möglich sein
  • das Hinzufügen oder Austauschen von Servern funktioniert ohne, dass wir die Firmware auf den Routern anpassen müssen. Das Konzept soll möglichst wenig Dienste auf Server und Router erfordern (idealerweise nichts, was über OLSR und VPN hinausgeht, Internet setzen wir mal voraus)

Wie funktioniert es?

Server

Auf Serverseite benötigen wir vtun als VPN-Software und OLSR als Routing Daemon. Beides kompilieren wir selbst, da die Pakete in den Linuxdistributionen hoffnungslos veraltet sind (insbesondere OLSR) oder nicht zu unseren Anforderungen passen (vtun). VTUN kann in verschiedenen Varianten angeboten werden, die Parameter sind (de)aktivierte Verschlüsselung oder Kompression. Die unterschiedlichen Ausprägungen von VTUN müssen auf verschiedenen TCP-Ports lauschen. Weimarnetzrouter laufen standardmäßig ohne Verschlüsselung und ohne Kompression.

VTUN wird auf einem Server so vorkonfiguriert, dass sich jeder Knotennummer (=Abstraktion der IP-Konfiguration) aus dem Weimarnetz mit dem Server verbinden kann. Der OLSR-Dienst startet bei einem noch unbekannten Router kurz neu, um diesen in die Konfiguration aufzunehmen. Der Clou ist, dass sich der VPN-Server – selbst ein Knotenpunkt im Mesh – per OLSR-Service-Plugin im Netzwerk als Dienst ankündigt und so auch andere Router von diesem Dienst erfahren. In dieser Meldung teilt der Server Verbindungsdaten mit, z.B. die Ports, die MTU oder die Anzahl der bereits verbundenen Router.

Untereinander können sich die Server ebenfalls verbinden und das Mesh erweitern. So wird vermieden, dass Inseln entstehen.

Router

Jeder Router pflegt eine aktuelle Liste angekündigter VPN-Dienste. Die ist fest gespeichert, um einen Neustart zu überleben. Auch im Fall, dass andere Meshnachbarn fehlen, sind trotzdem Informationen zu verfügbaren Diensten da und eine Verbindung kann initiiert werden.

Stellt der Router fest, dass er selbst über Zugang zum Internet verfügt wird versucht, eine VPN-Verbindung zu starten. In einem kurzen Test wird der am besten erreichbare Server ausgewählt (z.B. Ping-Zeit, Anzahl Clients) und eine Verbindung mit diesem gestartet. Fertig.

Wie sieht es heute aus?

Wir haben inzwschen 3 laufende Server. Einen stellt uns Ufo aus Leipzig zur Verfügung, Basti betreibt einen in Chicago und einen in Düsseldorf. Einer unserer Mitstreiter baut gerade einen Server in der Schweiz auf, den wir dafür auch nutzen dürfen.

Aktuell laufen die Arbeiten an der Integration der Funktionen in unsere Firmware, die ersten Tests sehen vielversprechend aus.

Freifunk Wireless Community Weekend 2014 at c-base Berlin, May 30 – June 1

Community mesh networkers from around the world are meeting in May 2014 at the c-base in Berlin.

There are Pre-Meetings May 28 and 29, the „official program“ starts 30th and last until June 1st. In fact the final version of the agenda will be created by attendents on-site. If you add your idea or wish to our wiki upfront, we can take care of your talk or workshop. Hacks sessions are taking place over the whole weekend.

This year we focus on topics like crypto, IPv6 and new services, but also like always latest firmware, new installation setups and last not least legal and political update plus public relations. Following the tradition we’ll have barbecue in the evening hours at Spree beach and we don’t charge entry fee. For more information and taking part, please click here: Wireless_Community_Weekend_2014

when

  • 30 May till 1 June 2014 at c-base berlin

where

inside locations

  • main hall
  • c-base beachpark

B.A.T.M.A.N. fliegt durchs Weimarnetz

…oder besser gesagt: flog durchs Weimarnetz. B.A.T.M.A.N. steht für "Better Approach To Mobile Ad-hoc Networking" ist ein neues, revolutionäres Routingprotokoll ("jaja, das sagen 'se alle…"), welches OLSR vielleicht mal ablösen wird. Aus der BATMAN2-Dokumentation: Es berechnet keine Routen – es spürt das Vorhandensein von Routen auf, und benutzt sie bei Bedarf.

Die
BATMAN2-Software schlummerte quasi – fest in die Firmware eingebacken –
und wartete darauf gestartet zu werden. Das Stichwort
"<batmanstarten>" auf unser WIKI-Seite veranlasste am 10. Juli
2006 um 12 Uhr auf allen – ca. 100 – Freifunk-Routern im Weimarnetz das
Hochfahren des neuen Routing-Protokolls. Das "alte" OLSR lief dabei
nebenbei weiter.

Da staunt der Laie und der Fachmann wundert
sich: Wir hatten also ein Netz-im-Netz und der Angstschweiss liess
nicht lange auf sich warten, schliesslich wurde BATMAN2 noch nie in so
einem grossen Testfeld losgelassen. Trotz der Gewissheit, das wir einen Notausschalter hatten,fragte man sich: Was kann passieren? – Wir beobachteten also und…

  • testeten und verglichen Routen
  • bebobachteten das Ansteigen des Datenverkehrs
  • machten Testdownloads im Batman-Netz

Nach
ungefaehr 12 Stunden Laufzeit allerdings, wurde BATMAN2 auf allen
Routern im Weimarnetz hastig wieder von uns deaktiviert. Was war
passiert, warum dieses kurze Debüt?

Nachdem ein Blick in den
frühen Morgenstunden auf einigen Routern zweifelsfrei gezeigt hat, das
die CPUs ganz schoen schnauften, haben wir uns dazu entschlossen die
Notbremse zu ziehen und auf die naechste Version des Routing-Dienstes
zu warten. Die erhofften Vorteile – geringer Speicherbedarf und geringe
CPU-Belastung – stellten sich teilweise als (noch) nicht ganz richtig
heraus:

Ansteigen der CPU-Last waehrend des startens von BATMAN:

 

Aber:

  • BATMAN funktionierte. Und das garnicht mal schlecht.
  • BATMAN fand manchmal andere Routen als OLSR und manchmal die gleichen.
  • BATMAN hat sich in der fruehen Version 0.06 wacker geschlagen.


So bleibt nach allen Strapazen dieser Nacht jedoch die Gewissheit nur  ein Minimum an Speicherplatz verschwendet zu haben. 😉

Weitere Informationen zum Test gibt es auf der Weimarer Seite unter Batman-Test und  Batman-Test-Analyse. Wer selbst mal BATMAN2 ausprobieren will, findet hier eine kurze Anleitung.